Privates Harry Potter Forum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


Privates Harry Potter Forum
 
StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 Perspectives...

Nach unten 
AutorNachricht
Tom Riddle

Tom Riddle


Anzahl der Beiträge : 58
Anmeldedatum : 02.04.19

Perspectives... Empty
BeitragThema: Perspectives...   Perspectives... EmptyDo Aug 15, 2019 5:55 pm

[Mein Versuch daran Voldi gut und Dumbledore böse wirken zu lassen… xD Wir werden sehen ob’s funktioniert…^^ Btw, ich hab nichts am Dialog geändert, der ist direkt aus dem Buch gezogen, ich habs nur mal… in Voldis Perspektive gesetzt^^ Oh und ich liebe Theodore Nott mehr als jeden anderen Todesser mittlerweile XDDD (Außer Bella!!!! <3)]

27. Dezember, 1956 - kurz vor Voldemorts 29. Geburtstag
Mit einem leisen Geräusch apparierten die fünf in vollkommen schwarz gekleidete Zauberer in einer abgelegenen Seitengasse von Hogsmeade.
Voldemort ließ den Unterarm von Ellair Rosier wieder los und seine Augen brauchten einen kurzen Moment um sich an das helle Leuchten des Schnees auf dem Boden zu gewöhnen.
Ihre letzte Wegstation war im Süden von Griechenland gewesen. Kein Schnee weit und breit…
“Ugh… ich hätte fast vergessen, dass es Weihnachten war.”, murrte Ames Mulciber und stampfte ein paar Schritte durch den knöchelhohen Schnee.
Der Rest der Gruppe folgte langsam.
“Ach stimmt, du warst ja nicht bei unserem legendären Weihnachtsfest!”, grinste Theodore Nott und schien der einzige in der Gruppe zu sein, der wirklich glücklich über den Wechsel der Landschaft war.
Voldemort zog eine Augenbraue hoch.
Fest? Ich bin immer noch nicht sicher, ob man das überhaupt als Mahlzeit bezeichnen kann.”, sagte Voldemort mit dem leichtesten Zucken seines Mundwinkels und bekam das Lachen seiner Gefährten zu hören.
Sie stampften weiter durch den Schnee, die Kopfsteinpflasterstraße hinab, bis sie zu einem Wirtshaus gekommen waren. Sie bekamen drei Zimmer und nach einem kurzen Hin und Her hatten sie auch entschieden wie sie die Zimmer aufteilen würden.
Mulciber und Dolohov in einem Raum würden wahrscheinlich die Einrichtung auseinander nehmen (und um ehrlich zu sein fand Voldemort diese Kombination immer ziemlich amüsant, weswegen er es zuließ) und aus Sicherheitsgründen würde Rosier bei Voldemort schlafen. Theodore Nott und sein übermäßig ausgeprägter Humor hatten also einen Raum für sich.
Nachdem sie ihre Sachen weggebracht hatten nahmen sie sich einen Tisch und bestellten sich etwas zu essen.
Es war nicht schlecht und vor allem schien die heimische Küche die Meisten sehr zufrieden zu stimmen. Voldemort jedoch stocherte mehr in seinem Essen umher, als das er es tatsächlich aß.
Ames und Antonin waren vertieft in einer Diskussion über den Verbotenen Wald und Voldemort war sich ziemlich sicher, dass da auch bald die Worte: “Ich wette du traust dich nicht…” fallen würden aber irgendwie war sein Interesse für die beiden gerade ziemlich gering.
Vielleicht weil er wusste, dass er in zwei Stunden in Dumbledores Büro erwartet wurde.
Zu dem Gespräch über das er schon Tausendmal nachgedacht hatte und von dem er so viel erwartete, auch wenn er wusste, dass Dumbledore eine noch kompliziertere Beziehung zu ihm hatte als Dippet…
“Aufgeregt…?”, fragte Theodore leise und Voldemort sah von dem Lamm auf seinem Teller auf.
“Nie.”
“Natürlich.”, schmunzelte Theodore, hielt aber den Blickkontakt einen Moment länger. Voldemort seufzte.
“Es ist nur… Dippet war einfach. Dumbledore… er hat mich in der Schulzeit schon ständig verrückt gemacht. Die ständigen Ansprachen… die Predigten an meine Moral… die dauernde Unterhaltung darüber, dass ich die stärkste Art von Magie nicht verstehen würde… Ein Mann so gefangen in seiner eigenen Anschauung davon was gut und schlecht ist… der aber nur auf sein eigenes Urteil hört und so nicht weniger der Diktator ist, der jeder andere Mann von Macht ist…”, sagte Voldemort leise.
Nott nickte nachdem er einen Moment gebraucht hatte um die Worte richtig zu verstehen.
“Wahr… und hey, ich war dabei. Ich meine… er war immer schon seltsam, aber mit dir… ich wusste nie ganz wie ich eure Beziehung deuten sollte.”, sagte er und Voldemort nickte leicht. Das hatte er selber nie ganz gewusst...
“Egal, was er heute zu dir sagt... Ich werde bis zum Ende bei dir sein. Egal was das bedeutet.”, versicherte Theodore und einen längeren Moment sahen sie sich nur an.
“Ich auch, für alles was es zählt.”, mischte sich Ellair jetzt auch ein. Theodore lachte. Voldemort schmunzelte.
Sie stießen an.
“Auf… das Ende?”, formulierte Voldemort fragend und sowohl Rosier als auch Nott lachten kurz.
“Freundschaft!”, korrigierte Nott
“Auf Freundschaft!”, bestätigte Rosier und Voldemort zögerte einen Moment.
“Freundschaft…”, bestätigte er jedoch ebenfalls, wenn auch nicht ganz sicher, und trank dann einen Schluck des warmen Biers.

Eine Stunde später richtete er nochmal sein Haar, ehe er seinen Umhang anzog und sich anschließend auf den Weg hinauf zum Schloss machte.
Es war eiskalt und dennoch half die Kälte ihm dabei sich wieder etwas zu sammeln. So viel war ständig in seinem Kopf, das er oftmals Probleme hatte, sich nur auf bestimmte Dinge zu konzentrieren.
Wie auf das Gespräch, dass nun vor ihm lag.
Lehrer.
Er wollte immer schon nicht wirklich etwas anderes machen als zu unterrichten.
Ständig die Stärke seiner Magie beweisen zu können. Täglich aufs Neue dieses Staunen seiner Schüler sehen zu können…
Warum sollte es nichts für ihn sein?
Immer in der unmittelbaren Nähe der Bibliothek von Hogwarts.
Kollegen, von denen selbst er noch Dinge lernen konnte.
Nicht nur im Schatten von Albus Dumbledore stehen, sondern an seiner Seite. Von ihm lernen zu können, jeden Tag aufs Neue…
Denn so gerne er auch behauptete, dass Dumbledore ihn nur nervte und mehr wie ein loser Stein in seinem Schuh war als alles andere… so hatte er den größten Respekt vor diesem Zauberer.
Nie hatte er größere Stärke gesehen als in diesem Mann.
Die Wanderung durch die Nacht klärte sein Gedächtnis und als er vor den Toren des gewaltigen Schlosses stand spürte er für einen kurzen Moment das Gefühl klein zu sein im Vergleich zu diesem Gebäude… zu allem was diese Mauern schon gesehen hatten und wie viel Geschichte mit ihnen verbunden waren…
Es war schwierig zu sagen was genau er empfand doch er wurde aus den Gedanken gerissen von einer freundlichen Stimme.
“Mr. Riddle?”, fragte eine relativ kleine Frau, die Voldemort nicht kannte, aber er nahm an, dass sie eine Beschäftigung im Schloss hatte.
Ein höfliches Lächeln tauchte auf seinen Lippen auf.
“Richtig. Ich hoffe ich bin nicht zu spät?”, erkundigte er sich und die Hexe schüttelte ihren Kopf.
“Genau pünktlich! Elvira Tully, ich arbeite im Krankenflügel. Professor Dumbledore hat mich gebeten Sie zu seinem Büro zu begleiten.”, erklärte die ältere Hexe und reichte ihm ihre Hand.
Kurz schüttelte er sie.
“Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich hatte gehofft Professor Slughorn würde mich empfangen.”, sagte Voldemort ehrlich und automatisch ging sein Blick kurz in Richtung des Ganges durch den man hinab zu den Slytherin-Räumlichkeiten gelangen konnte.
Er hatte Slughorn die Kreation seiner Horkruxe zu verdanken und eigentlich… hatte er immer gehofft Slughorn würde ihn zumindest irgendwie unterstützen, wenn auch nur gezwungenermaßen durch ein uraltes Geheimnis, dass sie verband.
Elvira schien nervös für einige Sekunden.
“Erm… Horace meinte er hätte noch einiges an dringendem Papierkram zu erledigen, aber er… richtet seine Grüße aus!”, sagte sie und Voldemort nickte ausdruckslos.
Er wusste, dass das eine Lüge war.
Dennoch… die Enttäuschung würde er sich nicht anmerken lassen.
Elvira führte ihn zu der Wendeltreppe die hinauf zu Dumbledores Büro führte und er nickte einmal dankbar, ehe er die Treppen hinauf trat.
Vor der geschlossenen Tür blieb er einen Moment lang stehen und atmete tief durch, ehe er anklopfte.

(Halbblutprinz S. 444-449)

“Herein.”, kam die bekannte Stimme aus dem inneren des Raumes und Voldemort öffnete die Tür. Schloss sie hinter sich. Nahm seinen Hut ab und musterte kurz Dumbledore. Es war einige Zeit her, dass er ihn das letzte Mal gesehen hatte und noch länger, dass sie sich persönlich gesehen hatten…
Dennoch… er war eindrucksvoll.
“Guten Abend, Tom. Wollen Sie sich nicht setzen?” Diese Begrüßung war entspannt, freundlich fast würde er sagen warm. Das versprach etwas gutes, nicht wahr?
“Danke.”, sagte Voldemort ehrlich und nahm den angebotenen Platz nur zu gerne. Seine Beine waren ziemlich müde geworden nach diesem Tag. Er öffnete seinen Umhang, merkte jetzt erst, dass er wohl überall Schnee hinterlassen würde… oops.
“Wie ich höre, sind Sie inzwischen Schulleiter. Eine gute Wahl.”, sagte Voldemort und der Versuch an ehrlicher Freundlichkeit blieb wohl dennoch sehr kühl. Er vertraute Dumbledore nicht weiter als eine Zauberstablänge.
“Ich freu mich, dass Sie sie billigen.” , schmunzelte Dumbledore und es kam Voldemort fast höhnend vor, doch das tat er ab. Vielleicht war es nur seine Auffassung… Dumbledore war immerhin kein Idiot. Er verstand mit wem er es hier zu tun hatte… oder? “Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?”
“Gerne. Ich komme von weit her.”, nahm er das Angebot an und klopfte sich kurz den Schnee von seinen Schultern. Jetzt müsste er größtenteils schneefrei sein…
Dumbledore erhob sich und schreitete hinüber zu einem der großen Schränke. Öffnete ihn und schenkte zwei Kelche voll mit Wein.
Solange es auch her war, dass Dumbledore sein Professor gewesen war desto seltsam war es doch, jetzt hier mit Dumbledore zu sitzen und Alkohol zu trinken…
Er nahm den Kelch und sah einen kurzen Moment lang in die dunkelrote Flüssigkeit.
“Nun, Tom… was verschafft mir die Ehre?”
Er wusste doch warum er hier war…! Dumbledore wusste, warum er hier war und dennoch stellte er diese Frage? Warum? Was bezweckte er damit? Wollte er, dass Voldemort ihn anbettelte ihm diesen Job zu geben? Das würde nicht passieren.
Außerdem… es störte ihn, dass Dumbledore ihn ständig als ‘Tom’ bezeichnete. Das tat kaum jemand mehr… hin und wieder vielleicht, aber eigentlich tat das schon seit ein paar Jahren niemand mehr.
“Man nennt mich nicht mehr “Tom”.”, sagte er ruhig. “Inzwischen bin ich unter dem Namen-”
Er wurde unterbrochen.
“Ich weiß, unter welchem Namen Sie bekannt sind.”, begann Dumbledore und einen unaufmerksameren Menschen hätte dieses freundliche Lächeln wohl getäuscht, aber ihn nicht. Er wusste, dass kein einziges Wort freundlich war in dieser Unterhaltung. Es war ein unterschwelliger Kampf um Dominanz, ständig. “Aber ich fürchte, für mich werden Sie immer Tom Riddle bleiben. Das ist eine der lästigen Eigenheiten von alten Lehrern, fürchte ich, dass sie die frühen Anfänge ihrer Schützlinge nie ganz vergessen.”
Schützlinge... oh ja, sicherlich…
Dumbledore hatte sich immer schon in zu viele Dinge angemischt, die ihn nichts angingen. Allein diese Anspielung in diesem Moment, auf ihre Vergangenheit, darauf, dass Dumbledore ihn ja immer hin unterrichtet hatte. Älter war, mehr Erfahrung hatte… wenn man es so wollte, der größere Zauberer war… unangebracht.
Eine Aussage um Voldemort zurück in seinen Platz zu verweisen, oder eher… um Tom Riddle aufzuführen, dass er hier nicht die Bedingungen ihres Treffens diktieren würde.
Das er hier kein Sagen hätte.
Seine Züge spannten sich minimal an, doch außer dem blieb er vollkommen ausdruckslos, was wohl genug von seiner schlechten Stimmung hinüberbrachte, denn die Atmosphäre im Raum hatte sich schlagartig geändert.
Es war leise, nur das Knistern der Flammen im Kamin waren zu hören.
Die Gemälde all der ehemaligen Schulleiter verfolgten ihr Gespräch mit höchster Neugier.
“Ich bin überrascht, dass Sie so lange hiergeblieben sind. Ich habe mich immer gefragt, warum ein Zauberer wie Sie nie den Wunsch hatte, die Schule zu verlassen.”, unterbrach Voldemort nach einigen langen Momenten die Stille.
“Nun,”, sagte Dumbledore immer noch lächelnd. Dieses Lächeln würde ihn noch verrückt machen... “Für einen Zauberer wie mich kann es nichts Wichtigeres geben, als uralte Kenntnisse weiterzugeben und dazu beizutragen, junge Köpfe auszubilden. Wenn ich mich recht erinnere, sahen auch Sie einst einen Reiz im Lehren.”, meinte Dumbledore und seine hellblauen Augen funkelten kurz.
“Ich sehe ihn immer noch.”, sagte Voldemort schnell mit einer starken Entschlossenheit in der Stimme, ehe er seine Stimme wieder etwas mehr dem Gespräch anpasste: “Ich wundere mich nur, warum Sie - den das Ministerium so häufig um Rat fragt und dem man meines Wissens zwei Mal das Amt des Ministers angeboten hat -”, fuhr Voldemort fort und wurde erneut unterbrochen. Dumbledore hatte sichtlich nicht den Respekt vor ihm, den die meisten Menschen hatten, aus gutem Grund.
“Tatsächlich drei Mal, nach der letzten Zählung. Aber eine Karriere im Ministerium hat mich nie interessiert. Wieder etwas, das wir gemeinsam haben, meine ich.”
Versuchte… versuchte Dumbledore eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen, durch Gemeinsamkeiten, die er sich aus den Fingern zog?!
Er war doch wirklich durchschaubar… oder Voldemort war zu paranoid, aber selten hatte sich diese Eigenschaft als Fehler herausgestellt.
Voldemort neigte ernst den Kopf und nahm noch einen Schluck Wein.
Dumbledore wartete erneut in der Stille.
Schien immer noch darauf zu warten, dass Voldemort ihm eröffnete was genau er hier wollte und doch zögerte er.
“Ich bin zurückgekehrt. Vielleicht später als Professor Dippet es erwartet hat… aber ich bin dennoch zurückgekehrt, weil ich erneut um etwas ersuchen will, wofür ich ihm damals noch zu jung war. Ich bin gekommen, um Sie um die Erlaubnis zu bitten, in dieses Schloss zurückkehren zu dürfen, um zu unterrichten.”, sprach er jetzt, die minimale Unsicherheit in seiner Stimme nur für jene zu erkennen, die ihn wirklich unfassbar gut kannten. Es war die leichteste Spannung. Die minimal schnelleren Bewegungen seiner Augen. Die kaum wahrnehmbar schnellere Atmung.
Ihm war das hier wichtig.
Wirklich wichtig und dennoch glaubte er nicht daran, dass Dumbledore das jemals verstehen würde.
“Sie werden sicher wissen, dass ich viel gesehen und getan habe, seit ich von hier wegging. Ich könnte Ihren Schülern Dinge zeigen und berichten, die sie von keinem anderem Zauberer erfahren können.”, fuhr er fort und das einzige Indiz für die Leidenschaft, die er wirklich für diese Sache hatte war das leichte Funkeln in seinen Augen. Er spürte sein Herz schlagen, während Dumbledore ihn eine ganze Weile lang beobachtete.
Ihn einfach nur ansah und Voldemort erwiderte den Blick fest, auch wenn es noch so unangenehm war. Auch wenn etwas in ihm ihn dazu aufforderte den Blick zu senken. Respekt zu zeigen, aber bisher hatte er sich nicht unterwürfig verhalten und das würde er jetzt nicht anfangen.
“Ja, ich weiß natürlich sehr wohl, dass Sie viel gesehen und getan haben, seit Sie uns verlassen haben. Die Gerüchte von Ihren Taten sind bis zu Ihrer alten Schule gedrungen, Tom. Ich wäre betrübt, wenn ich auch nur die Hälfte davon glauben müsste.”
Moment… was? Betrübt?
Aber… was?! Nein! Er hatte fantastische Dinge getan in den letzten Jahren! Er hatte aus sich einen der größten Zauberer gemacht, die je existiert hatten und Dumbledore meinte… er wäre betrübt darüber?!
Ja, manche Dinge, die er getan hatten, waren wohl eher die Art von Magie, die Dumbledore verabscheute und von seinen Schülern fernhalten wollte, aber… er musste doch anerkennen wie großartig das gewesen war, was er getan hatte!
Anerkennung, mehr wollte er gerade doch gar nicht und er zweifelte ernsthaft daran, dass Dumbledore seine Errungenschaften nicht anerkannte, sondern, dass er zu Stolz war um es zuzugeben.
Voldemort blieb ausdruckslos, auch wenn er seinen ehemaligen Professor am liebsten anschreien würde.
“Größe verursacht Neid, Neid erzeugt Groll, und Groll bringt Lügen hervor. Sie wissen das sicher, Dumbledore.”, murrte Voldemort.
“Sie nennen das, was Sie getan haben, tatsächlich “Größe”?”, fragte Dumbledore sachte. [Paddys Anmerkungen: Ich kann diesen Satz sowas von im Zusammenhang mit Grindelwald sehen, nur das Dumbledore ihn dann wahrscheinlich geschrien hätte xD]
“Gewiss! Ich habe experimentiert; Ich habe die Grenzen der Magie erweitert, weiter vielleicht, als es jemals geschehen ist-!”, gab Voldemort zurück und seine Stimme war ungewollt lauter geworden, leidenschaftlicher.
“Einiger Formen von Magie. Einiger. Von anderen wissen Sie… Sie verzeihen mir… erbärmlich wenig.”, meinte Dumbledore mit kontrolliert leiser Stimme. Er ließ sich nicht einschüchtern.
Voldemort konnte nicht anders als kurz zu Lächeln, wenn auch mit offensichtlicher Wut in seinen Augen. Seine Anspannung war mittlerweile deutlich. Ernsthaft? Wusste Dumbledore überhaupt was er gerade sagte oder war er so alt geworden, dass er keine Kontrolle mehr über seine Worte hatte? Voldemort hoffte, dass das der Fall war, aber so wie es aussah war Dumbledore einfach nur sinnlos eitel und arrogant.
“Der alte Streit.”, sagte Voldemort nun bemüht ruhiger, doch es kam fast sanft herüber. “Aber nichts, was ich in der Welt gesehen habe, stützt Ihre berühmte Behauptung, dass Liebe mächtiger ist als meine Art von Magie, Dumbledore.” Er schüttelte den Kopf. Wie oft hatte er sich diese Reden anhören müssen?!
Liebe war nicht echt und jeder der es behauptete hatte nie die wahren Grausamkeiten des Lebens erfahren.
“Vielleicht haben Sie an den falschen Orten gesucht.”, meinte Dumbledore und das waren die ersten Worte heute, die Voldemort ehrlich vorkamen. Ehrlich helfen wollten und keine Manipulation seien sollten. Er würde also ehrlich antworten.
“Nun denn, welcher Ort wäre besser geeignet, um wieder mit der Suche anzufangen, als Hogwarts?”, fragte er und lehnte sich leicht vor um Dumbledore direkter in die Augen sehen zu können. “Lassen Sie mich zurückkehren? Lassen Sie mich mein Wissen mit Ihren Schülern teilen? Ich stelle mich und meine Fähigkeiten Ihnen zur Verfügung. Ich unterstelle mich Ihrem Befehl!”, bat er und die Verzweiflung war zwar nicht in seiner Stimme zu hören, doch klar und deutlich in seinen Augen.
Er würde es tun. Er würde sich unter Dumbledore stellen, wenn er das verlangen würde. Verdammt, er würde alles tun nur um diese Position bekommen, er wollte nichts anderes. Es war seine Chance ein Leben zu erfüllen, dass ihn auch nur halbwegs erfüllte.
Dumbledore zog die Augenbrauen hoch. Er glaubte ihm nicht.
Was sollte er noch tun um ihm klar zu machen, dass das hier seine Art war nach Hilfe zu fragen? Er hatte schlimme Dinge getan und irgendwo in ihm gab es diesen menschlichen Teil, dem es leid tat und der es nicht gewollt hatte. Der Teil, den er damals weggeschlossen hatte nachdem er seinen eigenen Vater getötet hatte und dennoch kam er immer und immer wieder hoch, vor allem wenn er an Albus Dumbledore dachte und daran, dass er nie aufgegeben hatte an die Menschlichkeit in ihm zu appellieren.

“Und was wird aus denen, die Sie befehligen? Was wird mit denen geschehen, die sich - laut dem Gerücht zumindest - die Todesser nennen?”
Kurz spannte sich Voldemort noch etwas mehr an. Was? Woher… woher kannte er diese Bezeichnung? Sie hatten sie geheim gehalten.
Erst dieses Jahr hatten sie eben diese Bezeichnung ausgewählt. Woher…? Wieso wusste dieser Mann immer alles? Es machte ihn nervös, auch wenn er es nicht gerne zugeben wollte. Seine Augen blitzten. Er wollte nachfragen, aber… nein. Das war nicht angebracht. Das würde Schwäche zugeben und das würde er nicht. Eine Antwort… schnell...
“Meine Freunde werden sicher ohne mich weitermachen.”, sagte er also mit fast rauer Stimme. Erneut tauchte ein kurzes Lächeln auf Dumbledores Lippen auf.
“Ich freue mich zu hören, dass Sie sie als Freunde betrachten. Ich hatte den Eindruck, dass sie eher so etwas wie Diener sind.”, meinte Dumbledore und Voldemort wusste nicht recht was er darauf sagen sollte. Sicherlich, gab es einige, die mehr Diener als alles andere waren, aber… die loyalsten von ihnen waren… seine Freunde, richtig?
“Sie irren sich.”, sagte Voldemort doch es klang nicht überzeugt. Er vertraute ihnen! Mehr oder weniger… also mussten sie seine Freunde sein, nicht…? Sie sprachen erst seit wenigen Minuten miteinander und dennoch verwirrte jede weitere Sekunde mit Dumbledore ihn immer weiter.
“Wenn ich also heute Abend in den Eberkopf ginge, dann würde ich nicht eine ganze Reihe von ihnen antreffen - Nott, Rosier, Mulciber, Dolohov -, die auf Ihre Rückkehr warten? Treue Freunde in der Tat, dass sie in einer verschneiten Nacht so weit mit Ihnen reisen, nur um Ihnen Glück zu wünschen bei Ihrem Versuch, sich einen Posten als Lehrer zu beschaffen.”, meinte Dumbledore und Voldemort schluckte.
Kurz waren seine Gesichtszüge entglitten. Woher wusste Dumbledore mit wem er unterwegs war…?! Musste er sich Gedanken um seine Todesser machen? Waren sie sicher, wenn Dumbledore genau wussten wo sie waren und was sie getan hatten?
Er wurde unruhiger, aber fing sich relativ schnell wieder um sich zumindest nicht zu viel Nervosität anmerken zu lassen.
“Wie immer sind Sie allwissend, Dumbledore.”
“Oh, nein, nur gut Freund mit den Wirtsleuten am Ort.”
Jaja, sicherlich… Wahrscheinlich wusste Dumbledore von jeder Bewegung, die sie gemacht hatten seitdem sie hergekommen waren.
“Nun, Tom…”
Dumbledore stellt sein leeres Glas ab, richtet sich in seinem Stuhl auf, wobei er sich leicht nach vorne lehnte, und legte die Fingerkuppen aneinander, eine Geste die ihm noch so bekannt war…
“...reden wir offen miteinander. Warum sind Sie heute Abend hierhergekommen, umgeben von Gefolgsleuten, und ersuchen um eine Stelle, von der wir beide wissen, dass Sie sie nicht haben wollen?”, fragte Dumbledore mit fester Stimme. Er würde es fast als streng bezeichnen. Er verlangte Antwort.
Doch diese Worte verwirrten Voldemort vollkommen. Er wollte diese Stelle nicht? Was? Warum wäre er denn hier, wenn er diese Stelle nicht haben wollte? Dumbledore verstand es nicht, verstand ihn nicht und genau das bewies der ältere Zauberer jetzt noch mehr als je zuvor. Er dachte es gab dunklere Beweggründe. Er verstand nicht, dass es nicht so war...
“Eine Stelle, die ich nicht haben will? Im Gegenteil, Dumbledore, ich will sie sehr gerne haben!”, sagte Voldemort und wusste nicht was er noch tun müsste um es Dumbledore klar zu machen.
“Oh, Sie wollen nach Hogwarts zurückkehren, aber Sie wollen genauso wenig unterrichten wie damals, als Sie achtzehn waren. Worauf sind Sie aus, Tom? Warum versuchen Sie es nicht einmal mit einer offenen Bitte?”, fragte Dumbledore.
Voldemorts Schutzreflex nahm Überhand. Ein höhnendes Lachen. Er konnte nicht fassen, dass Dumbledore es nicht verstand. Ihn nicht einmal ansatzweise verstand.
Er hatte so viel mehr von diesem Mann erwartet.
Aber er war nur enttäuschend… wie das meiste in dieser Welt.
“Wenn Sie mich nicht einstellen wollen-”, knurrte er, doch erneut unterbrach ihn Dumbledore:
“Natürlich will ich das nicht!”
Dieser Satz tat weh. Er tat unfassbar weh und das machte sich deutlich in der Wut, die immer mehr in ihm aufstieg, angestachelt von diesem Schmerz und dieser Enttäuschung.
“Und ich glaube keine Sekunde, dass Sie das von mir erwartet hätten. Wie auch immer, Sie kamen hierher, Sie haben gefragt, Sie müssen etwas beabsichtigt haben.”
Er müsste etwas damit beabsichtigt haben? Ja! Was er damit beabsichtigt hatte, war für Dumbledore arbeiten zu können! In Hogwarts!
Er stand auf. Er hatte genug davon, er hatte wirklich genug von diesem Gespräch das nirgendwo hin führen würde und außerdem hatte er genug von Dumbledore!
Er war wütend und gab sich keinerlei Mühe das mehr zu verstecken. Jahrzehnte später würde Harry Potter diese Erinnerung sehen und behaupten, dass dieser Ausdruck auf seinem Gesicht ihn Tom Riddle weniger denn je ähneln ließ, aber damit würde er unfassbar falsch liegen.
Denn diese Wut; diese Enttäuschung war durch und durch Tom. Voldemort war eiskalt und gefühlslos, es war immer Tom gewesen, der versehentlich jemanden umbrachte oder dessen Temperament die Fehler machte, die Voldemort zu Rückschlägen brachte. Voldemort war unnahbar. Unerreichbar. Tom war einfach zu verletzten.
“Ist das Ihr letztes Wort?”, fragte er laut, Feuer in seinen Augen.
Dumbledore stand ebenfalls auf und Tom machte einen halben Schritt zurück, blieb dann aber stehen. Er würde nicht zurückweichen.
“Das ist es.”, sagte Dumbledore und hielt seinen Blick mit der gleichen Intensivität.
“Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.”, meinte Voldemort und konnte nicht anders als kurz den Blick abzubrechen.
“Nein, nichts.”, sagte Dumbledore und als Voldemort wieder aufsah war eine Melancholie in seinem Blick, die Voldemort sich nicht erklären konnte. Voldemort hatte ihm alles gesagt, er hatte ihm alles gegeben was er brauchte um die richtigen Schlussfolgen zu ziehen, aber er hatte es einfach nicht. “Die Zeiten sind längst vorbei, da ich Ihnen mit einem brennenden Schrank Angst machen und Sie zwingen konnte, für Ihre Verbrechen zu bezahlen. Aber ich wünschte, ich könnte es, Tom… ich wünschte, ich könnte es…”
Was sollte er darauf bitte sagen?
Sie hätten mich nie normal machen können.
Sie haben Ihr bestes gegeben aber ich war zu clever um mich manipulieren zu lassen.
Sie verschwenden gerade hier in diesem Moment ihre Chance die Welt vor mir zu retten.
...mir zu helfen?
Oh ja, sicherlich. Nichts davon würde jemals über seine Lippen kommen. Stattdessen übernahm schon wieder sein Schutzreflex. Seine Hand schnellte zu seinem Zauberstab, der in der Innentasche seines Umhangs war, doch… dann wandte er sich ab und flüchtete aus dem Raum.

Nahm zwei Treppen auf einmal die Wendeltreppe hinab und ignorierte die Hexe, die wohl aufgeregt auf ihn gewartet hatte und wissen wollte wie es gelaufen war. Er lief schon fast und ließ das Schloss hoffentlich für den Rest seines Lebens hinter sich. Mehrfach stolperte er fast in in dem mittlerweile noch höher gewordenen Schnee, verlor jedoch nur ein einziges Mal das Gleichgewicht und das gerade als er eine Brücke nur wenige Minuten von Hogsmeade entfernt überquert hatte.
Hart kam er in dem immer weiter steigendem Schnee auf fing sich dabei mit seiner Hand auf, die ein unnatürliches Knacken von sich gab.
Verdammt!
Er schrie einmal auf und wusste nicht ob es war, weil seine Hand wehtat oder weil er so sauer war oder warum auch immer, aber es tat gut einen Moment lang seine Kontrolle zu verlieren.
Mehrfach schlug er mit seiner schmerzenden Hand in den immer härter werdenden Schnee, bis es fast die Struktur von Eis angenommen hatte. Rotem Eis, aber der Farbe schenkte er gerade nicht wirklich Aufmerksamkeit.
Vor Wut zitternd kniete er im Schnee, der auch immer weiter wild hinab fiel. Der Wind pfiff so laut, dass er nicht die Schritte hören konnte, die sich hektisch näherten, noch die Stimmen.
“Ich hab dir gesagt, dass es er ist!”, knurrte Ames Mulciber leise und er und Theodore Nott blieben einige Meter entfernt stehen. Sie wussten beide, dass man Voldemort in so einem Moment nicht anzusprechen hatte, aber… sie waren hier an keinem sicheren Ort.
Theodore machte einen Schritt nach vorne, aber Ames hielt ihm am Arm zurück, sichtliche Angst in seinem Blick.
“Er bringt dich um!”, warnte er aber Theodore riss sich nur los und trat mit langsamen, deutlichen Schritten auf seinen Freund zu.
“Mein Herr…”, sagte er mit sanfter Stimme, die dennoch laut genug war um über den Wind hinüber hörbar zu sein. Voldemort zeigte keine Reaktion.
Also trat Theodore noch näher. Kniete sich gegenüber von dem jüngeren Zauberer.
“Hey…”, versuchte er es nochmal und Voldemort sah auf. Wischte sich kurz hektisch über eine seiner Wangen. “Nicht gut gelaufen?”, fragte er leise mit einem leichten Lächeln und Voldemort schnaubte.
“Wie kommst du dadrauf?”, zischte Voldemort zurück und dennoch wich Theodores sanftes, warmes Lächeln nicht. Er sah auf Voldemorts Hand hinab und jener folgte seinem Blick. Stille, einen Moment.
“Darf ich…?”, fragte der Nott leise und streckte seine Hand nach der seines Herrn aus. Voldemort ließ ihn die Hand nehmen und mit einem stummen Zauberspruch heilen. Er spürte die Kälte von Voldemorts Hand.
“Wir sollten wieder reingehen, denkst du nicht?”, fragte er und Voldemort seufzte kurz, ehe er heftig den Kopf schüttelte.
“Wir müssen gehen, Theodore. Jetzt. Mir egal wohin, aber weg von hier. Er weiß, dass wir hier sind und damit meine ich nicht, dass er weiß wo ich bin. Er wusste eure Namen…!”, hauchte Voldemort und Nott nickte.
“Du willst nichts riskieren…”, stellte Theodore ruhig fest. Voldemort zeigte nie Wertschätzung für seine Anhänger. Allein dieser Gedankengang war fast schon unglaublich für seinen ehemaligen Schulkameraden.
Voldemort lehnte sich vor. Lehnte seinen Kopf an Theodores Brust und der Ältere wusste, dass so ein Moment wahrscheinlich nie noch einmal passieren würde, also schloss er diesen Moment tief in sein Herz und um ehrlich zu sein… diese Seite seines Anführers stärkte nur seine Überzeugung… das er der richtige Weg war.
Vorsichtig legte er eine seiner Hände in Toms Nacken, während seine andere durch sein nasses, dunkles Haar strich.
Riddles Hand hatte sich in Notts Hemd gekrallt und die nächsten Worte würde er niemals in seinem Leben vergessen:
“Ich will dich nicht riskieren…”
Nach oben Nach unten
Tom Riddle

Tom Riddle


Anzahl der Beiträge : 58
Anmeldedatum : 02.04.19

Perspectives... Empty
BeitragThema: Re: Perspectives...   Perspectives... EmptySo Aug 18, 2019 11:32 pm

[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

27. Juli 1943
16 Jahre. 16 Jahre lang hatte Tom keinen Kontakt zu seiner Familie gehabt. Hatte nicht einmal gewusst, ob sie noch existierte und jetzt stand er hier. Mitten im Nichts, eigentlich. Es war eine friedliche Landschafts. Nichts im Vergleich zu dem in Schutt und Asche liegenden London.
Fast den gesamten Tag hatte er gebraucht um von London hierhin zu kommen. Am Bahnhof hatte er sich ein Pferd geklaut, obwohl… eigentlich hatte er es sich nur geliehen, denn er hatte jede Absicht das Tier zurück zu bringen.
Apparieren war zwar etwas, dass er theoretisch konnte, aber… zu unbekannten Orten… naja, er hatte es noch nicht unbedingt so ganz raus.
Musste er aber auch gar nicht, denn apparieren würden sie sowieso erst nächstes Jahr in Hogwarts durchnehmen, falls sie es denn überhaupt tun würden. Viele Schüler und Lehrer fehlten wegen dem Krieg, doch eigentlich war es ganz angenehm, denn die, die da waren, waren reinblütig.
Reinblüter kämpften nicht in Muggelkriegen. Außerdem hatten die Zauberer gerade auch noch ihren ganz eigenen Krieg am Laufen...
Tom ritt das dunkel graue Pferd einen relativ steilen Hügel hinab, bis er an einer Lücke in der Hecke ankam, die bisher ununterbrochen zu seiner rechten Seite gelegen hatte. Im Tal vor ihm konnte er das Dorf Little Hangleton sehen. Das hier musste also richtig sein…
Er bog in den kleinen, steinigen Weg ein. Er war so schmal, dass er die Hecke öfter an seinen Beinen, oder seinen Schultern spüren konnte.
Als die Hecke endlich den Weg freimachte kam er auch einer kleinen Lichtung heraus. Bäume hatten alles zuwachsen lassen und das eine Haus, dass er hier sah… nun ja, es sah nicht unbedingt so aus, wie er es sich von dem Haus der Gaunts erwartet hätte.
Von Nachfahren von Salazar Slytherin… den letzten Nachfahren…
Moss verdeckte den Großteil des Hauses. Das Dach konnte den Regen wohl nicht wirklich abhalten, der gerade hinab fiel, nicht mit all den fehlenden Ziegeln.
Tom stieg von dem Pferd ab. Band die Zügel an einem Baum fest, da er dem Zaun nicht wirklich vertraute.
Der Schlamm unter seinen Füßen würde seine Schuhe verdrecken, aber er rechnete nicht damit, dass es drinnen wirklich besser aussehen würde.
Vor der Tür hielt er inne und überlegte einen Moment ob er klopfen sollte oder nicht, denn die Tür sah so aus als brauchte es nur einen heftigen Windstoß und sie würde aus den Angeln fallen.
Er klopfte.
Wenn alles gut lief, dann würde er jetzt seinen Großvater kennen lernen. Familie. Vielleicht seinen Onkel. Allein der Gedanke daran ließ sein junges Herz rasen.
Sie hatten wahrscheinlich nie etwas von seiner Existenz gehört… das war der Grund, warum sie ihn nie bei sich hatten haben wollen, richtig? Sie mussten anständige Menschen sein, auch wenn sie in so einem Haus lebten.
Nur das Haus sagte doch nichts über die Menschen aus, richtig…?
Keine Antwort.
Tom stieß kurz leicht gegen die Tür und sie ging knarrend auf.
Seine Augen wanderten langsam durch den einen Raum und am liebsten würde er sich wieder umdrehen und wegrennen.
Der Gestank war so unfassbar ekelhaft! Als ob etwas hier drin gestorben wäre. Nein, schlimmer… wesentlich schlimmer.
Es gab nicht genug Worte um zu beschreiben wie grauenvoll es roch.
Aussehen tat es nicht viel besser… manche Dielen im Boden waren eingebrochen und Pflanzen waren durch sie durch gebrochen. Überall lagen leere Flaschen, manche zerbrochen. Teller, Besteck, Töpfe und Pfannen standen überall herum, auf manchen tummelte sich summendes Leben, andere schimmelten in ihrer Ecke vor sich hin.
Das war…? Das war das Haus seiner Familie? Der Ort in dem seine Mutter aufgewachsen war?
Erst nach einigen Momenten sah er den verdreckten Mann, der in einem ebenso verdreckten Sessel sah. Er war sich nicht sicher ob er oder der Sessel mehr Flöhe hatten.
Taumelnd sprang der Mann auf. Flaschen polterten und klirrten bei jedem seiner Schritte.
“DU!”, brüllte er. “DU!”, schrie er und stürzte betrunken auf Tom zu. Er wollte erschrocken zurückspringen, aber er war besser als das! Mutig blieb er stehen wo er war und fokussierte den Mann mit seinem Blick.
”Halt.”, zischte er leise auf Parsel und der Fremde war so geschockt davon, dass er gegen den Tisch krachte, der ihm wohl plötzlich im Weg war.
Einige der Töpfe fielen klappernd zu Boden.
Sie sahen sich einen langen Moment lang in die Augen. Kaltes, festes Blau traf auf stumpfes, einfältiges Braun.
”Du sprichst es?”, fragte der ältere Zauberer und wirkte sofort um einiges ruhiger.
Richtige Entscheidung, also…
Tom trat weiter in den Raum hinein. Ließ die Tür zufallen, auch wenn er es sofort bereute, denn jetzt musste er diesen Raum weiterhin riechen…
”Wo ist Marvolo?”
”Tot. Schon vor Jahren gestorben, nicht?”
Tot? Unzufrieden runzelte er die Stirn.
Wie… tot?! Wie…? Wieso…?
”Und wer bist du?”
”Ich bin Morfin, oder?”
Wusste er das selber nicht mal? Wow… er schluckte die Enttäuschung runter für den Moment. Er wollte es sich nicht vor diesem Trampel anmerken lassen.
”Marvolos Sohn?”
”’türlich bin ich das…!”
Oh… natürlich… wie konnte Tom das anzweifeln…
Morfin strich sich einige seiner Haare zurück. Musterte Tom mit diesen in verschiedene Richtungen schauende Augen.
”Ich dachte, du bist dieser Muggel. Du siehst mächtig aus wie dieser Muggel.”, meinte Morfin.
“Welcher Muggel?”, fragte Tom. Muggel…? Nein. Unmöglich. Tom Riddle könnte nicht hier leben. Als ob er direkt hier leben würde…
“Dieser Muggel, in den meine Schwester vernarrt war, der da in dem großen Haus gegenüber wohnt.” Mofin spuckte auf den Boden und Tom hatte nichts außer Ekel im Blick. “Du siehst genauso aus wie der. Riddle. Aber der is’ jetzt älter, was? Der is’ älter wie du, wenn ich’s mir recht überleg…”
Sein Vater lebte also… gegenüber? Würde er… sollte er…? Tom zögerte. Morfin murmelte irgendwas davon, dass wer zurückgekommen wäre.
Tom sah ihn einen Moment lang an. Er würde eine Sicherheit brauchen, wenn er seinen Vater aufsuchte… er würde nicht seinen eigenen Zauberstab nutzen können, für den Fall, dass irgendetwas passierte… aber er würde einen brauchen…
“Riddle ist zurückgekommen?”
“Aah, hat sie sitzen lassen, und sie hat’s nicht anders verdient, wenn sie Dreck heiratet!”
Sitzen gelassen…? Sowas hatte Tom sich schon gedacht, aber es bestätigt zu hören war etwas anderes… etwas wirklich anderes. Morfin spuckte nochmal auf den Boden.
“Hat uns bestohlen, eh sie durchgebrannt ist, stell dir vor! Wo ist das Medaillon, he, wo ist das Medaillon von Slytherin?”[i]
Der junge Riddle antwortete nicht. Morfin geriet allmählich wieder in Rage; er schwang sein Messer und schrie: [i]“Hat uns entehrt, jawohl, diese kleine Schlampe! Und wer bist du, dass du einfach herkommst und alles wissen willst? ‘S ist vorbei, sag ich… ‘s ist vorbei…”

Das ging ihm dann doch ein wenig zu weit. Er zog seinen Zauberstab und ließ einen Schockzauber auf seinen Onkel los, welcher sofort bewusstlos zu Boden fiel… das war schon fast zu einfach.
Tom nahm dem Mann seinen Zauberstab ab und rannte nach draußen. Band das Pferd los und stieg auf. Stachelte es an den Wald wieder schnell zu verlassen.
Als er wieder auf der Landstraße angekommen war konnte er das Gutshaus gegenüber auf einem Hügel genau erkennen. Der Regen prasselte herab und er ritt im schnellen Tempo durch das Dorf und auf der anderen Seite des Tals wieder hinauf auf den Hügel, durch ein großes, eisernes Tor, dass auf das weite Gebiet eines Anwesens führte.
Ein Steinweg führte hinauf zum Haus und Tom ritt das graue Pferd bis zu einem kleinen Unterstand, wo Holz gelagert wurde. Dort band er es fest und ging dann wieder zurück zum Haupteingang des Hauses.
Dieses Haus war nicht einfach nur ein Haus. Es war riesig! Absolut gewaltig! Es hatte Treppen aus Mamor und an den Fenstern hingen fein gepflegte Blumen. Kein Vergleich zu der Bruchbude der Gaunts.
Der junge Zauberer zitterte und wusste nicht ganz ob es wegen der Aufregung war oder wegen dem Regen, der ihn bis auf die Knochen durchnässt hatte. Eins von beiden musste es sein.
Er betätigte die Klingel und hörte sie im inneren des Hauses. Einige Momente lang stand er unter dem kleinem Dach vor der Tür und war kurz davor zu hyperventilieren. Er war so unfassbar nervös, er wusste nicht wie er es beschreiben sollte.
Nun hörte er Absätze gedämpft hinter der Tür und die Tür wurde geöffnet.

Eine sehr dünne, große Frau öffnete die Tür. Ihr weinrotes Kleid reichte bis zum Boden und stellte einen gewaltigen Kontrast zu ihren türkisfarbenden Augen dar.
Sie war vielleicht Ende Fünfzig und hatte einen Hauch von Arroganz und Eleganz, der sie umgab. Trotz ihres Alters war sie sehr schön. Zweifelsohne war sie wunderschön in ihrer Jugend gewesen und ihr glattes, tiefschwarzes Haar fiel ihr locker bis zur Hüfte.
“Du bist ja triefend nass! Der neue Dienstbote, von den Hayes nehme ich an? Komm rein!”, sagte sie und um ehrlich zu sein der Tonfall würde eher die Beschreibung ‘befehlighte sie’ verdienen, denn diese Stimme war wirklich beeindruckend.
Tom öffnete den Mund, aber ehe er etwas sagen konnte fuhr die Frau fort. Sie schloss die Tür, da er eingetreten waren.
“Mein Mann und mein Sohn sind noch unterwegs, aber das sollte dich nicht stören. Ich-”
Er musste sie einfach unterbrechen, auch wenn er um ehrlich zu sein etwas eingeschüchtert war von ihr:
“Ich bin nicht- Erm, also um ehrlich zu sein habe ich von- Ich weiß nicht genau wie ich das-”
Wow. Er war noch nie schlechter mit Worten umgegangen, aber sein Herz raste so sehr, das ihm schwindelig wurde.
Kurz sahen ihn die türkisen Augen verwirrt an, bis er für den Bruchteil eines Moments sah, dass sie etwas zu erkennen schien. Eine Wahrheit sah, die sie vorher nicht gesehen hatte. Sie sah ihn.

“Oh.”, sagte sie kühl. “Lasst uns… im Salon sprechen. Bitte, darf ich den Mantel nehmen?”, fragte sie höflich, half ihm aber schon aus dem schweren Kleidungsstück heraus.
Sie führte ihn in einen großen Raum, der mit vielen Rot- und Violetttönen ausgestattet war. Goldene Akzente hier und da. Ein schwaches Feuer brannte im Kamin, denn obwohl es Sommer war, so war es ziemlich kühl, vor allem in diesem Teil des Landes.
Sie schien ihn das erste Mal wirklich zu mustern, ehe sie ihn bat Platz zu nehmen.
Sie setzten sich. Es war still einen langen Moment lang.
Über dem Kamin prangte ein Ölgemälde von der Frau, zusammen mit zwei Männern. Ein etwas älterer Mann, mit silbrig weißem Haar und ein um einiges jüngerer Mann.
Das gleiche schwarze Haar wie das der Frau. Die gleichen Wangenknochen, wenn er es sich genauer ansah. Das scharfe Kinn…
Er konnte es Morfin Gaunt nicht verübeln, dass er ihn verwechselt hatte. Er sah diesem Mann zum verwechseln ähnlich.
Der ältere Mann war es, der die hellblauen Augen hatte. Die auf dem Gemälde wahrscheinlich übertrieben dargestellt worden waren, denn sie waren fast strahlend. Eher wie blaues Glas in der Sonne.
Der Blick der Frau war seinem gefolgt und sie seufzte.
“Ich hatte es nicht glauben wollen, als er mir gesagt hat, dass er sie verlassen hat, obwohl sie in Erwartung war.”, sagte sie sichtlich angewidert von dieser Tat und es war das erste Mal, dass er echtes Gefühl von ihr wahrnahm. Nicht nur dieses befehlende von oben herab sprechen. Nein, das hier war eine Unterhaltung, oder sie sollte sie werden.
“Ich hätte erwartet, dass du dich früher meldest, oder eher, dass sie sich meldet. Ich will es mir gar nicht vorstellen… ein Kind alleine großziehen.”, hauchte sie und legte ein Hand auf ihr Herz.
Er schluckte.
“Das… hat sie nicht. Sie ist gestorben, kurz nachdem ich geboren worden bin.”
Das schien sie wirklich zu überraschen.
“Ich hatte ja keine Ahnung! Oh, ich hätte dranbleiben sollen, dass Tommy wenigstens wegen dir… mir wird ja ganz schwindelig, wie furchtbar!”, japste sie und obwohl es sehr theatralisch herüberkam merkte er, das sie tatsächlich jedes dramatische Wort und jede Geste ehrlich meinte, was er jedoch nicht erkannte war viel Intelligenz hinter ihren türkisen Augen. Fast schon Schade…
“Aber du bist ja auch nicht bei diesen Landstreichern aufgewachsen. Hatte sie weitere Familie?”, fragte sie und Tom zögerte. Was hast du erwartet? Das dir keine Fragen gestellt werden?
“Nein. Nicht, dass ich wüsste. Ich bin in London aufgewachsen. Ein Heim.”
Mehr wollte er nicht sagen und er hoffte, dass sie das so hinnehmen würde.
“Grauenvoll! Aber doch nicht während des Blitz, oder?”, fragte sie und obwohl sie wohl geschockt war, so schien sie auch sehr viel aus seinen knappen Erzählungen zu ziehen. Es wirkte fast so als suchte sie nach jedem Bisschen Sensation, das sie bekommen konnte.
“Nein. Ich gehe zu einer privaten Schule in Schottland. Sehr abgelegen. Ich hätte auch dieses Jahr nicht zurück nach London kommen müssen, aber… ich fand heraus, dass meine Mutter hier gelebt hat und dann… ich dachte ich könnte vielleicht endlich meine Familie kennen lernen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das auch bedeuten könnte, dass ich mich… hier… wiederfinden würde.”, erklärte er.
Gab er sich extra Mühe was seine Ausdrucksweise anging? Nein. Okay… vielleicht ein Bisschen. Vielleicht ein großes Bisschen. Er wollte ihr zeigen, dass sie nicht so war wie Morfin, denn so war er nicht.
Sie schien zufrieden.
“Das ist gut! Wirklich gut. Es soll ja komplett in Schutt und Asche gewesen sein… so tragisch. Aber moment, wenn du nicht wusstest, dass wir hier leben, dann… weißt du überhaupt wer ich bin?”, fragte sie und ihre Augen weiteten sich.
“Um ehrlich zu sein… Nein, Ma’am.”, antwortete er und schämte sich schon ein wenig dafür, dass er es nicht wusste, aber sie lachte herzlich.
“Das macht doch nichts! Ich zweifele daran, dass dieser taugenichtige Verbrecher auch nur ein gutes Wort über uns zu sagen hatte! Ich bin Mary. Mary Riddle, es freut mich wirklich dich willkommen heißen zu dürfen!”, sagte sie mit einem warmen Lächeln und Tom war angespannt.
Sie… sie freute sich? Wirklich? Niemand freute sich ihn zu sehen. Niemand wollte ihn gerne bei sich haben, zumindest hatte er es immer so wahrgenommen. Anfangs hatte er gedacht, dass ein paar seiner Professoren ihn mochten, aber viele ahnten nur, dass er große Dinge tun würde und wollten sich gut stellen - wie Professor Slughorn - und andere wollten ihn manipulieren dazu Dinge zu machen, die sie selbst nie getan hatten oder die sie anders hätten machen wollen - wie Professor Dumbledore - aber keiner von ihnen mochte seine Gegenwart wirklich.
Freute sich ihn einfach nur zu sehen, weil er es war. Wollte einfach nur so mit ihm sprechen.
Er hatte schon fast den Glauben aufgegeben, dass jemals ein Mensch da sein könnte, der diese Worte sagen würde und sie so meinen würde.
“D-Danke.”, hauchte er mit zittriger Stimme und normalerweise hatte er sich wirklich unter Kontrolle, aber… er hatte Tränen in den Augen und versuchte mit voller Kraft sie zu verdrängen, aber das klappte nicht ganz.
“Oh nicht doch!”, schmunzelte sie und zog ihn in eine Umarmung. Zog ihn an ihre Brust und er spürte ihre kühle Hand in seinem Nacken.
Einen langen Moment lang ließ er sich halten, auch wenn ihm diese Berührung so unfassbar fremd war. Er wollte instinktiv fliehen, aber er erlaubte sich diesen Moment dieser Schwäche, denn… sie war… Familie. Richtig?
Sie lösten sich wieder und Tom wischte sich schnell die wenigen Tränen weg, die über seine Wangen gelaufen waren. Mary strich ihm kurz ein paar schwarze Haare zurück.
So viel Ähnlichkeit… wieso hatte er so viel Ähnlichkeit zu der Seite seiner Familie, die nicht einen Funken Magie in sich trugen?
“Armes Ding… du bist immer noch komplett nass. Weißt du was? Ich habe sicherlich etwas trockenes zum Anziehen für dich! Komm mit mir.”, sagte sie nachdenklich, nahm dann seine Hand und lief mit ihm durch das Haus.
Es war absolut riesig! Wahrscheinlich hätte er sich schon nach der ersten Abbiegung verlaufen!
Mary jedoch trat zielstrebig durch einige Gänge, bis sie in einem großen Raum angekommen waren, dessen einziger Zweck es zu seien schien Kleidung zu lagern.
“Unsere Dienstmädchen hatten einen Unfall mit dem Automobil… Joan hätte dir wahrscheinlich mit nur einem Griff etwas heraussuchen können… ich brauche ein wenig länger.”, meinte sie und suchte einige Momente, ehe sie zufrieden mit ihrer Auswahl zu sein schien.
Sie brachte ihm die Sachen und zeigte ihm einen Raum in dem er sich umziehen konnte. Es war wohl ein Gästezimmer.
Er musterte die Sachen einen Moment lang. Das Hemd war wirklich schneeweiß und der Stoff war… er hatte eine Textur, die er noch nie gefühlt hatte. Es schrie Geld, Luxus und einen hohen Wert.
Er pellte sich aus seinem hellgrauen Hemd und und der Hose, ehe er die Sachen anlegte, die Mrs. Riddle ihm herausgesucht hatte.
Auf der Haut fühlte es sich noch besser an.
Es fühlte sich schon fast falsch an, dass er dazu seine schlammüberzogenen Stiefel trug, aber was sollte er tun? Die Strickjacke, in der sein Zauberstab und der seines Onkels waren legte er nicht an, aber er ließ sie auch nicht hier liegen, denn… Mary war freundlich, doch er hatte den Rest der Familie noch nicht getroffen.
Er trat wieder heraus und Mary lächelte breit.
“Du siehst genauso aus wie er! Unfassbar!”, sagte sie und strich ihm erneut durch das nasse Haar, dass langsam trocknete.
Sie gingen zurück in den Salon und sprachen noch ein paar Minuten - wobei Mary jetzt auch endlich nach seinem Namen fragte und erst einmal lachte als er ihn ihr nannte, denn Jetzt habe ich drei Tommys in meiner Familie!
Doch dann ging sie um ihnen Tee zu machen. Sie meinte, dass ihr Sohn und ihr Mann jede Minute zurückkommen müssten.
Nun saß er also alleine im Salon für einige Momente. Es war so surreal.
Diese Frau war ein Muggel. Eigentlich sollte er sie nicht mögen, aber… es fühlte sich an wie Familie, zumindest so wie er es sich vorstellte, denn viel Ahnung hatte er davon ja nicht.
Er sah in die Flammen, die im Kamin brannten, als er hörte, dass sich die Tür im Eingangsbereich öffnete.
Mary war noch nicht zurück.
Toms Herz raste wieder. Er stand auf. Wusste nicht ganz wo er seine Hände hintun sollte. Was er sagen sollte. Was er denken sollte. Er war so verwirrt…
“Ugh es regnet Katzen und Hunde! Grausam, was hattest du eigentli-…”, murrte eine tiefe Stimme, hielt jedoch inne als er im Türrahmen stand und Tom sah.
Es war die Stimme des älteren Mannes - scheinbar seines Großvaters… diese Begriffe waren immer noch schwer zu verkraften für ihn… - der ihn jetzt anstarrte als würde er einen Geist sehen.
Er hatte eine plumpere Gestalt. Einen breiten, weißen Schnauzer auf der Oberlippe und ziemlich abstehende Ohren, aber er wirkte sympathischer als seine Frau, zumindest auf den ersten Blick, wenn auch er Arroganz versprühte. Doch seine Augen… sie waren nicht übertrieben dargestellt worden. Sie schienen wirklich zu leuchten, wie Eiskristalle. Es hatte schon fast etwas magisches. Thomas Riddle also.
Der andere Mann der nun im Türrahmen stand war größer. Etwas größer auch als Mary. Doch da war das schwarze Haar. Die scharfen Wangenknochen. Das wie von Glas geschnittene Kinn…
Die Augen…
Tom hatte das Gefühl er würde in einen Spiegel sehen, der in der Zukunft lag. Es war unheimlich wie ähnlich sie sich sahen.
Tom Riddle und Tom Riddle…

Und Tom Riddle schien ihn auch sofort zu erkennen.
“Hat das Miststück dich geschickt weil sie keinen Mumm in ihren Knochen hat?”, knurrte er und… das fühlte sich an wie ein Schlag direkt ins Gesicht.
Thomas schien vollkommen verwirrt zu sein.
Es war leise. Tom hatte keine Worte darauf. Er hatte sich zu sehr an die Freundlichkeit gewöhnt, die Mary ihm entgegengebracht hatte, ganz deutlich.
“Scheinbar bist du noch mehr zurückgeblieben als sie… RAUS!”, schrie Tom Riddle Snr und machte energische Schritte auf ihn zu. Packte seinen Unterarm und zog ihn mit sich aus dem Raum. Der Jüngere hatte auch jetzt keine Reaktion parat, er wusste nur, dass er nicht gehen wollte. Das er die Hoffnung nicht aufgeben wollte, nicht nach dem wie Mary ihn behandelt hatte.
“Tommy! Lass sofort den Jungen los!”, herrschte die kühle Stimme von Mary ihren Sohn an, als sie den Raum wieder betrat. Sie stellte ein Tablett mit Tassen und einer Kanne Tee auf einem der Tische ab.
“Mama, du hast ihn reingelassen?”
“Ja, das habe ich und er ist sehr anständig! Anständiger als du gerade, also lass ihn sofort los!”, fauchte sie und widerwillig ließ Tom Riddle Snr ihn los.
Tom entfernte sich sofort einige Schritte.
“Ich wurde von niemandem geschickt! Ich habe meine Mutter nie kennen gelernt und so wie ich es sehr habe ich nichts von ihr! Der einzige Grund warum ich hier bin ist weil ich dich kennenlernen wollte. Können wir reden?”
Damit fand er seine Stimme zurück. Seine richtige Stimme. Die feste, furchtlose und starke Stimme.
“Mich interessiert nicht was du zu sagen hast. Ich wollte deine Mutter nie, ich wollte dich nie. Mach das du weg kommst!”, bellte Tom Riddle Snr mit schroffer Stimme.
“Tommy, bitte~”, sagte Mary und hatte eine Sanftheit in ihre Stimme gelegt. Wahrscheinlich hoffte sie, dass das besser funktionieren würde.
Thomas trat zu seiner Frau und zog sie etwas zur Seite.
“Du bist zu naiv, Mary! Das hier ist nicht deine Angelegenheit! Außerdem will dieser Abschaum immer irgendetwas, auch wenn sie es nicht direkt sagen!”, murrte der Mann und schien in Tom absolut keinen Wert zu sehen. Schien ihn nicht einmal ansehen zu wollen.
Tom sah also zu Mary, doch sie senkte ihren Kopf. Sie gab einfach so nach. Er fühlte sich verraten. Er hätte ihr nicht einmal ansatzweise vertrauen sollen.
Tom Riddle Snr legte ihm nun eine Hand auf den Rücken und versuchte so Tom aus dem Haus zu schmeißen, aber er protestierte.
“Bitte! Bitte! Ich will wirklich nichts! Ich will nur… bitte! Rede nur mit mir-! Ein einziges Mal!” Sein Protest war wohl eher ein Betteln. Er hatte noch nie um etwas gebettelt in seinem Leben und er würde es auch niemals, aber in diesem Moment… er hatte für den kürzesten Moment dieses Gefühl in sich gespürt. Dieses Gefühl geliebt zu werden und es hatte ihn süchtiger gemacht als alles andere was er bisher in seinem Leben gemacht hatte.
Tom Riddle Snr hörte ihm nicht einmal wirklich zu.
“Ich will es gar nicht erst hören! Sie wollte auch immer nur reden… ‘Ich will nur von dir geliebt werden!’ Ich kann sie das immer noch Jammern hören, als ob das meine Aufgabe ist?! Es ist nicht mein Problem, das niemand sie geliebt hat und es ist nicht mein Problem das niemand dich liebt, also hau einfach ab!”

Jedes. Wort. Tat. Weh.

Es tat einfach nur weh und er hatte nicht die geringste Kontrolle über diese Gefühle.
Sie trieben ihm Tränen in die Augen und er spürte ein Gefühl in sich, mit dem er nicht umgehen konnte. Er fühlte so eine starke Wut. Er fühlte so eine starke Trauer. Er hatte Angst, das es wahr werden würde. Er hatte Angst, dass ihn wirklich niemand jemals lieben würde. Wieso war es so schwer…? Wieso konnte es niemand…?
So viele Reden hatte er sich schon angehört darüber wie wichtig Liebe war, darüber, dass Liebe die stärkste Magie war, die es gab, aber…
Wenn selbst seine Eltern ihn nicht liebten… wer würde es dann tun?
Es gibt nichts stärkeres als die Liebe einer Mutter.... das sagten so viele Menschen, aber wenn es wirklich so wäre, dann wäre Merope nicht gestorben! Egal was alle über sie sagten, sie war eine Erbin von Slytherin und sie war seine Mutter, also musste sie ihn nicht geliebt haben!
Sein Vater war gerade dabei ihn rauszuschmeißen in den strömenden Regen - mittlerweile war es auch noch dunkel geworden - ohne auch nur ein einziges Wort mit ihm wechseln zu wollen.
Diese Zurückweisung… er konnte nicht…
Nein!
Er wollte nicht und er konnte nicht. Er konnte das nicht.
Wenn er das hier zulassen würde, dann würde sein Herz an diesem Schmerz zerbrechen, da war er sich sicher.
Die Kontrolle über den Moment hatte er schon längst verloren.
Wie sollte er auch all diese Gefühle kontrollieren, wenn er die meisten nicht einmal kannte?
Tom Riddle Snr hatte ihn schon halb aus dem Raum gezerrt, als Tom auf seine Knie fiel. Auf seinen Knien bettelte.
“Bitte! Bitte! Ich erwarte nicht, dass du irgendetwas für mich fühlst, aber bitte gib mir eine Chance! Bitte! Vater~!
Seine Stimme brach. Einzelne Tränen, die vorher nur in seinen Augen waren liefen über seine Wangen… über seine scharfen Wangenknochen.
“Nenn mich nicht so! Verpiss dich oder ich hole meine Waffe! Du bist nicht mein Sohn.”, sagte der Ältere mit fester, kalter Stimme. Ohne sämtliches Mitgefühl.

Die nächste Handlung von Tom war nicht durchdacht, nicht im geringsten. Im Nachhinein würde er sagen, dass er es nicht einmal wirklich wahr nahm.
Das einzige was er wahrnahm war sein Schmerz, der jede Zelle seines Körpers einnahm und der gelebt werden musste.
Der ausgelebt werden musste. Entweder in dem er sich sein eigenes Leben nahm oder…

”Avada Kedavra.”

Wann er seinen Zauberstab gegriffen hatte? Er wusste es nicht.

Der Muggel fiel tot zu Boden. Eine weitere Träne rann über Toms Wange. Er saß immer noch am Boden. Kniete. In ihm zeitgleich solch eine leere und doch eine Anzahl an Gefühlen, die er einfach nicht zuordnen konnte und die ihn auseinander rissen.

Mary schrie auf.

Zwei Mal sprach er den Spruch noch.

Niemand schrie.

Die Körper lagen auf dem Boden.

Die Familie… ausgelöscht.







Seine Hände zitterten.


Der Zauberstab von Morfin Gaunt fiel klappernd auf den teuren Boden.


Seine Atmung ging nur ruckhaft. Beschleunigte sich innerhalb von wenigen Sekunden so sehr, dass er das Gefühl hatte gar keine Luft mehr zu bekommen.

Die Tränen konnte er gar nicht mehr zählen.

Seine glasigen Augen fixierten den toten Körper seines Vaters.

Er rutschte die kurze Distanz über den Boden, die zwischen ihm und seinem Vater bestand. Prüfte seinen Puls. Er wusste, dass es sinnlos war.

Er weinte. Ewigkeiten, gefühlt.

Klammerte sich an den Mann, von dem er doch nichts erwartet hatte. Ein Gespräch.

Natürlich hatte er mehr gewollt. Nicht das was Thomas gedacht hatte, denn er legte kein Wert auf Geld, er legte kein Geld auf irgendetwas materielles. Was er gewollt hatte war doch einfach nur die Liebe dieses Mannes. Er kannte ihn nicht und dennoch… seitdem er klein war hatte er immer wieder daran denken müssen, dass vielleicht irgendwann dieser andere Tom Riddle auftauchen würde und ihn mitnehmen würde. Weg aus dem Waisenhaus. Weg von dem tristen und teils grausamen Ort, in dem er nie Freude empfunden hatte.
Weg von all diesen Menschen, die ihn einfach nicht verstanden hatten.
Noch vor Hogwarts hatte er immer geträumt, dass sein Papa auftauchen würde und in ihm etwas Besonderes sehen würde. In ihm etwas anderes sehen würde als einfach nur weiteren Abschaum der Gesellschaft…

Aber das war nie passiert.

Stattdessen war Albus Dumbledore aufgetaucht. Hatte ihm gesagt er wäre etwas Besonderes.
Doch.... es war nie das gleiche gewesen. Es hatte nie diese Leere in ihm gefüllt.
All die Anerkennung seiner Lehrer, all die ‘Freunde’ die er hatte… all das Wissen, dass er sammelte und sammelte und sammelte… die Tatsache, dass Slytherins Blut in seinen Venen rannte…
Es hatte nie ausgereicht um sein Herz wirklich zum schlagen zu bringen, so wie es es sollte und jetzt… jetzt war er hier!
Hatte für einen Moment das Gefühl wirklich zu leben. Wirkliche Liebe zu empfinden und dann… dann… dann wurde alles wieder schwarz und trostlos und kalt… so kalt…
Es schlug nicht mehr. Doch das war nicht das schlimmste.
Das schlimmste war, dass er nun wusste wie es sich anfühlte, wenn es schlug.

Liebe mochte eine mächtige Kraft sein. Mochte die mächtigste Magie sein. Die mächstigste Waffe, aber so sah er es nicht.
Sein stärkster Moment war genau dieser.
Der Moment in dem er das aller Erste Mal die unverzeihlichen Flüche anwendete. Ohne drüber nachzudenken. Ohne genau zu wissen, dass es funktionieren würde.

Seine Tränen hatten das Hemd des anderen Tom Riddle durchtränkt.
Er löste sich.
Der Schmerz war nicht weg. Nicht einmal ansatzweise.
Doch er war gelebt worden.
Er war gelebt worden und jetzt… jetzt stand er alleine hier.
Alleine mit diesem Schmerz, der in ihm nagte.

Er wollte nicht mehr Tom Riddle sein.

Denn dieser Mann vor ihm war auch Tom Riddle gewesen und nie hatte ihn ein Mensch enttäuscht so wie dieser. Nie hatte ein Muggel ihn mehr angewidert.

Er war nicht mehr Tom Riddle.

Er war auch kein Gaunt.

Er war nichts davon.

Diesen Schmerz… er musste ihn nutzen. Er musste ihn nutzen um die Welt zu ändern.

Sie zu bessern.

Sie fairer zu machen für die, die es verdient hatten.

Für Hexen wie Merope Gaunt, die nie geliebt worden war.

Die es verdient hatten. Die eine reine Seele hatten, durch ihr Blut, aber gebrochen worden waren zu der Liebe zu einem falschen Menschen. Ein Mensch, der es nicht verdient hatte. Ein Mensch der nicht einmal sein Leben verdient hatte.

Er würde es tun, denn er wollte niemanden leiden sehen, wie er gelitten hatte. Keinen Zauberer, der es nicht verdient hatte.

Die Tränen waren versiegt. Er stand auf.
Kein Zeichen des Zitterns war zurückgeblieben. Er wusste was sein Plan war. Er würde Morfins Gedächtnis manipulieren. Er hatte den Tod verdient und den würde er in Askaban sicherlich finden, sobald er verurteilt worden war für den Mord an den Riddles. Muggeln, die nie ein Anrecht auf ihre Existenz in dieser Welt gehabt hatten…

Er fühlte keine Schuld. Hatte kein schlechtes Gewissen. Denn hätte er das würde er auch spüren, dass er Schmerz niemals stoppen würde. Das der Schmerz nie weggehen würde, egal was er tat.

Er war nicht mehr Tom Riddle.

Er war Voldemort.
Nach oben Nach unten
 
Perspectives...
Nach oben 
Seite 1 von 1

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Privates Harry Potter Forum :: Character-Stuff :: Sonstiges-
Gehe zu: